Rheumatoide Arthritis

Es mag wohl eine Fehlregulation des Immunsystems sein, die zu dieser entzündlichen Erkrankung der Gelenke führt.

Was bedeutet Rheumatoide Arthritis?

Rheumatoide Arthritis (RA) und auch chronische Polyarthritis sind die wissenschaftlichen Fachausdrücke für jenes Volksleiden, das im Volksmund seit langem als Rheuma bezeichnet wird. Es handelt sich um die häufigste Art aller entzündlichen Gelenkserkrankungen, die in der Folge zu Schmerzen, Steifheit, Schwellung und sogar Funktionsverlust der betroffenen Gelenke führt. Die Inzidenz in der Bevölkerung weltweit wird auf 0,5 bis 1 % geschätzt. In Deutschland sind ca. 800000 Menschen betroffen, 70 % davon sind Frauen. Das häufigste Diagnosealter liegt zwischen 35 und 45 Jahren. Allerdings kann die Erkrankung auch in einem weit früheren Lebensabschnitt auftreten, so leiden in Deutschland 20000 bis 30000 Kinder unter 16 Jahren an einer Form der rheumatoiden Arthritis, die als juvenile idiopathische Arthritis bekannt ist.

Die Erkrankung manifestiert sich häufig in kleinen Gelenken, wie denen der Hand und die der Hand am nächsten liegenden Fingergelenke. Kennzeichnend ist außerdem eine anatomisch symmetrische Erkrankung der Gelenke, so sind z. B. meist rechte und linke Hand betroffen. Der Krankheitsverlauf von Patient zu Patient ist nicht einheitlich; es ist möglich, dass die Erkrankung nur kurzfristig – bis zu zwei Jahren – besteht und dann folgenlos abklingt. Hingegen zeichnet sich ein leichter bis mittelschwerer Verlauf dadurch aus, dass  die Krankheit in Phasen verläuft und sich dabei Phasen mit verschlimmernder Symptomatik – sogenannte Schübe – mit Phasen, in denen die Symptome nachlassen – sogenannte Remissionen- abwechseln. Im schwersten Verlauf gibt es keine Remissionen, die Krankheit besteht viele Jahre und führt zu solch starken Gelenkschäden, dass es bis zu einer Schwerstbehinderung des Patienten kommen kann.

Die täglichen Gelenkschmerzen bedeuten für die an rheumatoider Arthritis erkrankten Menschen einen wesentlichen Einschnitt in ihr familiäres, soziales und berufliches Leben.

Die rheumatoide Arthritis äußert sich bei einigen Betroffenen auch zusätzlich auf andere Weise. Bei einem Viertel der Erkrankten entstehen Rheumaknoten (Knötchen unter der Haut, in der Nähe des Gelenks), viele entwickeln eine Anämie, selten kommt es zu Nackenschmerzen, trockenen Augen oder Mundtrockenheit.

Was passiert in den von RA betroffenen Gelenken?

Die Kapseln eines gesunden Gelenks sind mit einer Gelenkinnenhaut, der Synovialis, ausgekleidet, die die Gelenkflüssigkeit bildet. Bei der RA wandern fehlgeleitete Immunzellen in das Gelenk zur Synovialis ein und verursachen dort eine Aktivierung knochenabbauender Zellen sowie die typische Entzündungsreaktion (Synovitis), die durch die Symptome Überwärmung, Rötung, Schwellung und Schmerzen wahrgenommen wird. An der Gelenkinnenhaut bildet sich ein geschwulstartiges Gewebe (Pannus), das letztendlich für die Zerstörung der funktionellen Strukturen der Gelenke im Laufe der Zeit verantwortlich ist. Die anderen Bestandteile des Bewegungsapparates, Muskeln, Sehnen und Bänder, die an das Gelenk angeschlossen sind, werden ebenfalls durch die Entzündungsreaktion in ihren Funktionen beeinträchtigt, so dass die bekannten Schmerzen und Deformierungen auftreten.

Wie wird rheumatoide Arthritis diagnostiziert?

Die Erstdiagnose dieser Erkrankung ist nicht einfach zu stellen, da es zum einen keinen Test gibt, der eine hundertprozentig gesicherte Schlussfolgerung zulässt, zum anderen die Symptome von Patient zu Patient nicht einheitlich sind. Die rheumatoide Arthritis kann auch mit anderen Gelenkerkrankungen verwechselt werden.

Bei der Diagnose ist ein für den behandelnden Arzt informatives Gespräch mit dem Patienten wesentlich, eine körperliche Untersuchung gibt Aufschluss über den Fortschritt der Krankheit. Im Labor durchgeführte Bluttests zur Bestimmung für diese Krankheit relevanter Parameter geben weitere Hilfestellung bei der Diagnose. So weisen die meisten Patienten einen bestimmten Antikörper, den sogenannten Rheumafaktor, in ihrem Blut auf. Dieser Test ist jedoch nicht ausreichend sicher, denn es gibt sowohl Erkrankte, die den Faktor nicht besitzen, als auch Menschen, die ihn aufweisen, die aber niemals an RA erkranken. Des Weiteren wird die Anzahl der Leukozyten, also der weißen Blutkörperchen, ermittelt, sowie die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit und die Konzentration des C-reaktiven Proteins bestimmt, dessen erhöhte Werte auf eine Entzündungsreaktion im Körper hinweisen. Durchgeführt wird ebenfalls ein Bluttest zur Untersuchung auf Anämie.

Mit einer Röntgenuntersuchung der betroffenen Gelenke lässt sich die Diagnose sichern und das Ausmaß der bereits eingetretenen Gelenkszerstörung feststellen.

Die Ursachen der Krankheit:

Wie bei so vielen Krankheiten ist die Ursache für die rheumatoide Arthritis noch nicht abschließend geklärt. Momentan ordnet die Wissenschaft diese Erkrankung den Autoimmunerkrankungen zu, also jenen Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fehlgerichtet körpereigenes Gewebe, wie in diesem Fall den Gelenkknorpel, angreift. Zum Ausbruch der Krankheit scheinen mehrere Faktoren beizutragen. Sicher ist, dass bestimmte für die Ausprägung des Immunsystems wichtige Gene mit der Veranlagung für RA assoziiert sind. Jedoch führt das Vorhandensein dieser Gene nicht zwingend zum Ausbruch der Krankheit. Vielmehr wird angenommen, dass ein weiteres Ereignis dazukommen muss, um RA auszulösen. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang zum Beispiel eine virale oder bakterielle Infektion. In den letzten Jahren wurde auch den Zytokinen eine gewisse Rolle beim Ausbruch der RA zugewiesen. Zytokine sind von Körperzellen gebildete Substanzen, die eine Art Kommunikation zwischen Zellen und Zellsystemen ermöglichen und diese Aufgabe auch innerhalb des Immunsystems wahrnehmen. Die zur Auslösung und zur Verstärkung der Entzündungsreaktion bei der RA mitverantwortlichen Zytokine sind TNF-alpha und Interleukin-1.

Festzuhalten ist aber grundsätzlich, dass die Entwicklung der rheumatoiden Arthritis multifaktoriell bedingt ist.

Wie wird rheumatoide Arthritis behandelt?

Die Ziele einer Therapie sind Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Verlangsamung oder gar Aufhalten der progressiven Gelenkzerstörung. Zudem sind die Verbesserung des Allgemeinzustands und die Beibehaltung der Funktionsfähigkeit der betroffenen Gelenke erstrebenwert.

Je früher eine RA diagnostiziert wird, desto besser kann die Behandlung erfolgen. Das therapeutische Fenster für einen optimalem Behandlungserfolg ist klein: es liegt bei 12 bis 16 Wochen nach Krankheitsbeginn. Abhängig von der individuellen Krankheitssituation des Patienten gilt es, die für ihn wirksamste Therapieform auszuwählen, die je nach Zeitraum im Krankheitsverlauf unterschiedlich sein kann. Jede Therapie ist immer eine Kombination einzelner Ansätze, zu denen eine veränderte Lebensführung, eventuell notwendige Operationen, die regelmäßige ärztliche Überwachung mit Kontrollen und in erster Linie die medikamentöse Behandlung gehören.

Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung einer RA ist für die allermeisten Betroffenen unablässig. Die zur Verfügung stehenden Therapeutika lassen sich in vier Gruppen einteilen:

1) Acetylsalicylsäuren und andere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)

Beispiele:

  • Reine und gepufferte Aetylsalicylsäure
  • Ibuprofen
  • Naproxen

Diese Substanzgruppe dient der Schmerzlinderung und Entzündungshemmung und wurde traditionell zu Beginn der Erkrankung gegeben.

2) Glucocorticoide zur Entzündungshemmung

Beispiele:

  • Prednison
  • Methylprednisolon

3) Biologika

Biologika können hier Antikörper, lösliche Rezeptoren oder Antagonisten sein. Dieser neueste, sehr teure Ansatz in der RA-Therapie zielt darauf ab, körpereigene entzündungsfördernde Botenstoffe abzufangen und so unschädlich zu machen.

Beispiele:

  • Adalimumab
  • Anakinra

4) Basistherapeutika: langsam wirkende Antirheumatika (LWAR) und krankheitskontrollierende Medikamente (disease modifying anti-rheumatic drugs=DMARD)

Die Wirkung dieser Therapeutika liegt darin langfristig modifizierend in den Krankheitsverlauf einzugreifen und ihn zu stoppen, d. h. in Remission zu bringen. 97 % aller Rheumapatienten erhalten ein Medikament aus der Gruppe der Basistherapeutika, was deren wichtige Bedeutung in der Behandlung betont.

Beispiele:

  • Methotrexat
  • Hydroxychloroquin
  • Goldpräparate
  • Penicillamin
  • Sulfasalazin

Die verschiedenen Therapeutika verfügen über unterschiedliche Wirkmechanismen, daher wird heutzutage in der Regel mit einer Kombination der zur Verfügung stehenden Medikamente behandelt. Zum Beispiel lassen sich Basistherapeutika gut mit einem Glucocorticoid oder einem NSAR kombinieren.

Im Bereich der Antirheumatika kann HEYL auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken – das Gründungsprodukt der Firma 1926 war Polyphlogin®, ein seinerzeit sehr verbreitetes Antirheumatikum. 1955 gelang HEYL als erstem Unternehmen in Deutschland die Herstellung von D-Penicillamin, das heute noch in besonderen Fällen zur Therapie der chronischen Polyarthritis eingesetzt wird. 1993 wurde im Produktportfolio der Antirheumatika ein Sulfasalazin-Generikum als ein weiteres DMARD eingeführt. Patienten, bei denen Methotrexat kontraindiziert ist, können auf Sulfasalazin zurückgreifen.

Weiterführende Informationen

Rheumanet.org

Deutsche Kinder-Rheumastiftung

Deutsche Rheuma-Liga

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V.